Meine Reise durch Norditalien in die Schweiz

Lucia M.

8/18/20248 min lesen

Lago d'isco und Poggiridenti Piano
Von Gardasee nach Poggiridenti Piano

Es wurde Zeit in die Schweiz zu reisen, denn mein Reisegeld ist aufgebraucht. Ich überlegte mir, ob ich über Milano-Zürich reisen soll. Das wäre der schnellste Weg, aber nicht der Schönste. Also entschied ich mich für eine spannendere Route.

Morgens nahm ich mir Zeit. Mein erster Zug Richtung Milano fuhr um 11 Uhr. Der Zug war überfüllt und ich musste vorerst stehen. Dazu blieb der Zug irgendwo 20 Minuten stehen, so dass er mit dementsprechender Verspätung in Brescia ankam. Dort löste ich eine Fahrkarte nach Edola. Ich wartete auf Gleis 3 mit anderem Ausländer aber der Zug kam einfach nicht. Irgendwann ging ich dann am Schalter nachfragen. Da hiess es der Zug nach Edola fahre da vorne auf Gleis1 obwohl auf der Anzeigetafel Gleis 3 stand! Ich deckte mich mit etwas Proviant ein und nahm dann eben den nächsten Zug nach Edola. Die Zugfahrt war traumhaft, aus der Po-Ebene in die engen Täler. Anderen Hänge kleine Dörfer kleben. Danach weitete sich das Tal und wir fuhren am schönen Lago d’Iseo entlang. Die Fahrt durch weitere wilde Schluchten und Täler erinnert mich ans Tessin.

So um 15.30 Uhr kam ich an der Endstadion in Edola an. Laut Google-Maps soll hier irgendwo um 17 Uhr mein Bus auf die andere Seite fahren. Aber wo, fragte ich mich. Also fragte ich den Busfahrer des Minibusses, der dastand. Und Bingo! Er sagte mir das sei genau der richtige Bus und lud meine Braune ein. Ich war der einzige Fahrgast und er fuhr mit mir die kurvenreiche Bergstrasse hinauf. Die Strasse war teils sehr eng und er hupte immer mal wieder. Mit guter Musik und bester Laune erreichten wir Aprica, ein Ferienort mit riesigem Skigebiet. Danach ging es über viele Serpentinen runter in ein breites Tal, das sehr ans Wallis erinnert. Die westlichen Hänge sind voller steiler Rebberge und auf jedem Felsvorsprung steht eine Kirche. Da und dort kleben kleine Dörfer an den Hängen..

Was für eine wunderschöne Reise, denke ich und bin froh, dass ich nicht über Milano gefahren bin. Der Busfahrer setzte mich am gewünschten Bahnhof ab. Da stellte ich dann fest das hier wohl kein Zug mehr fährt. Auf der Anzeigetafel steht das es erst um 18 Uhr ein Bus in meine Richtung gibt. Also hatte ich Zeit für einen kleinen Imbissen. Da kam ein Italiener und erklärte mir, dass es hier keinen Zug gäbe und führte mich zur Bushaltestelle, da wiederum steht das es um 5.22 ein Bus in die Richtung Sondrio gibt. Also trinke ich ein kleines Bier im Restaurant gegenüber, denn es war heiss. Der Italiener, der kein Wort Englisch verstand, kam nun mit einem anderen Mann das Englisch sprach an meinen Tisch und dieser erklärte mir, dass es nicht sicher sei ob überhaupt noch ein Bus dahin fahre am heutigen Samstag. Wenig später erklärte dieser mir dann der «besorgte» Italiener würde mich mit seinem Auto hinfahren, nur sei dieses etwas dreckig. Ich nahm das Angebot gerne an. Seine Frau stand die ganze Zeit hinter ihm. So fuhren wir also los. Im nächsten Dorf läutete er eine kleine Frau aus dem Haus, um zu fragen, wo dieses Hotel sei. Ich hatte leider nur der Name ein Screenshot vom Google-Maps und kein Internet. Unterwegs fragte er noch einen Mann nach dem Hotel und fuhr mich dann bis vor das Hotel. Er stieg dann aus, um zu fragen, ob es auch wirklich das richtige sei. Ich erreichte mein Ziel sogar früher als erwartet. Na, ja besser hätte ich es nicht haben können.

Das sind die Begegnungen, die eine solche Reise unvergesslich machen und dass trotz Sprachbarriere, denn mein Italienisch habe ich längst vergessen.

Ich liebe es durch die engen und verwinkelten Gassen der italienischen Dörfer zu schlendern. Man entdeckt immer wieder was Neues. Ich machte unzählige Fotos von Gassen, alten Häusern, Blumen und Anderes.

In Teglio fotografiert
Von Poggiridenti Piano nach Teglio

So hatte ich noch Zeit für ein Abend Spaziergang an den breiten Fluss Adda. Mit Schwimmen ist da nix, der Fluss hat eine starke Strömung, aber für eine Kneippkur in kalten Wassern reichte es allemal. Ein paar Italiener feierten am Fluss um ein kleines lustiges Gefährt, das als Bar diente, mit reichlich Alkohol den Samstagabend.

Ich genoss den Abend auf der hinteren Hotelterrasse. Später versuchte ich, für morgen meine Reiseroute in die Schweiz zu planen. Doch dies schien am Sonntag ein äussert schwieriges Unterfangen zu werden. Also Plan B ein weiterer Aufenthalt im nahegelegenen Teglio, von wo ich am Montag ein Bus nach Tirano habe.

Ich ging den Sonntag gemächlich an. Um 10 Uhr ging ich runter ins Restaurant und fragte nach dem nächsten Bus nach Teglio. Eine Frau meinte um 10.45 Uhr gäbe es ein Bus vom Bahnhof da vorne. Als lief ich die 400 Meter zu diesem Bahnhof und wartete da an der viel befahrenen Strasse auf den Bus. War mir aber nicht sicher, ob der Bus auch wirklich kommen würde. Ich müsse dem Bus winken, dass dieser halte, hatte man mir im Hotel erklärt. Als lief ich am Strassenrand hin und her. Da hielt ein Italiener mit einem alten BMW, kurbelte sein Fenster runter und winkt mir zu. Ich erklärte ihm anhand meiner Notizen, wo ich hinfahren wolle. Er meinte etwas von, «Companiare» und er wolle mich hinfahren, so weit verstand ich sein Italienisch. Er schien mir harmlos und so nahm ich das Angebot an. Wir fuhren durch Dörfer und dann hinauf durch endlose Weinberge, bis wir nach fast einer Stunde Teglio erreichten. Er sprach während der ganzen Fahrt Italienisch mit mir und ich versuchte etwas zu verstehen und zu antworten (ohne grossen Erfolg).

In Teglio war ganz schön was los, viele Autos, Leute und Polizei. Es sieht nach einem Fest aus. Er verfuhr sich ein wenig, fragte mitten in der Kreuzung nach dem Hotel und stellte mich dann vor dem Hotel La Rose ab. Und das, ohne auch nur irgendetwas dafür zu verlangen, er wollte wohl einfach ein bisschen Gesellschaft. So war ich schon um 11 Uhr im Hotel. Ich deponierte meine Braune im Hotel und machte mich mit Proviant, Buch und Tuch auf den Weg. Stieg den nahen Hügel hinauf und sah das da oben tatsächlich ein Fest im Gang ist. Die Leute standen fürs Essen an. Ich picknickte bei atemberaubender Aussicht ins tiefgelegene Tal und die hohen Berge auf der anderen Talseite. Die kühle Luft da oben war perfekt an diesem sonnigen Tag und lud zum Chillen ein. Ich wusste gar nicht das Telgio so auf dem Berg liegt. Später spielten eine Band und ich ging hin über zu dem alten Kirchlein. Von da konnte man den kleinen See unterhalb Teglio sehen. Ich blieb bis fast 17 Uhr da oben es war einfach herrlich. Nach einer Dusche und einem Abendbrot auf der Terrasse des Hotels, machte ich ein Dorfrundgang. Ich liebe es durch die engen und verwinkelten Gassen der italienischen Dörfer zu schlendern. Man entdeckt immer wieder was Neues. Ich machte unzählige Fotos von Gassen, alten Häusern, Blumen und dem abendlichen Panorama mit den Schneebergen im Hintergrund. Im Hotelzimmer benutzte ich wieder das Fusswaschbecken mit kaltem Wasser gefühlt als Kühlschrank. Zudem gab es nachts ein Gewitter auf der anderen Talseite. Ich beobachte fasziniert das Leuchtspektakelt über Aprica (Abränke).

Von Teglio nach Tirana und über den Bernina-Pass
Die Reise in die Schweiz

Ich reiste um 8.15 Uhr mit dem Bus von Teglio ab und es dauerte eine Stunde, bis wir durch die Dörfer hinunter nach Tirano kamen. Dort musste ich eine Unterführung durch zum Bahnhof des Bernina-Expresses. Die Fahrkarte nach Ziegelbrücke, bzw. Schwanden kostete mich 90 Schweizer Franken. Mit dem Geld hätte ich durch ganz Ungarn oder Kroatien fahren können. Aber die Zugfahrt über den Berninapass ist atemberaubend. Der Zug fährt durch zahlreiche Serpentinen, Kehrtunnels, am schönen Lago di Poschiavo vorbei, bis hoch zur Alp Grüm mit dem türkisblauen Gletschersee. Die hohen Gipfel des Bernina Massives und der Morteratsch Gletscher sind weitere Highlights. Hier oben sind zahlreiche Mountainbiker und Wanderer unterwegs. Und wie überall in der Schweiz gibt, es Seilbahnen, um noch höher hinaufzukommen.

In Pontresina mache ich eine Stunde Mittagshalt. Ich picknickte und kühlte meine Füsse im Gletscherwasser des Flusses. Es blieb noch Zeit, um ein bisschen zu lesen. Die Zugfahrt nach Landquart, Ziegelbrücke und Schwanden war weniger spektakulär. Da ich kein Internet hatte, nahm ich in Schwanden den Bus Richtung Schwändi und lief zum Altersheim, wo ich dann so um 17 Uhr an Mamis Türe klopfte. Sie öffneten überrascht. Ich erzählte ein wenig von meinen Erlebnissen. Sie hatte für mich Polenta, Bratwurst und Zucchetti- Gemüse gekocht. Ich genoss die warme Mahlzeit sehr, nach der langen Zeit, in der ich mich von Supermarkt-food ernährt hatte.

Danach fuhr mich ein Bekannter zum Haus unserer Vorfahren, das nun mein Bruder bewohnt.

Von Brescia über Edolo und Aprica bis ins Tal von Sondrio

Meine letzte Reise durch die atemberaubenden Täler Norditaliens begann in Brescia. Und führte am Lago d'Isla vorbei nach Edolo. Ich fuhr eine enge und kurvenreiche Straße hinauf zum Skigebiet von Aprica. Die Aussicht auf dem Weg war überwältigend, mit schneebedeckten Gipfeln und tiefen Wäldern, die die Szenerie prägten.

Im Tal angekommen: Eine unerwartete Wendung

Die Reise setzte sich hinunter in ein talähnliches Gebiet fort, das an das Wallis erinnerte. Hier setzte mich der Busfahrer am gewünschten Bahnhof ab. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass hier kein Zug mehr fuhr. Trotz dieser unerwarteten Wendung fand ich meinen Weg zum Hotel. Es war Wochenende, und in dieser abgelegenen Region fuhren kaum Busse. Das zwang mich, meinen Aufenthalt in Italien um einen Tag zu verlängern, was mich nach Telgio führte.

Über den Berninapass in die Schweiz

Am Montag setzte ich meine Reise fort und nahm von Tirano den Bernina-Express in die Schweiz. Die Fahrt über den Berninapass war unvergleichlich und weckte Erinnerungen an die Heimat meiner Kindheit. Der Zug durchquerte malerische Landschaften, die von schneebedeckten Bergen bis hin zu wunderschönen Seen reichten.

Die letzten Tage in Norditalien und die Rückkehr in die Schweiz waren voller Wow-Erlebnisse. Jede Strecke und jedes Erlebnis würden in meinem Gedächtnis bleiben und boten mir eine perfekte Kombination aus Herausforderung und Schönheit. Diese Reise war nicht nur ein Abschied, sondern auch eine Hommage an die eindrucksvolle Landschaft und die kleinen Überraschungen, die das Reisen so bereichern.